Tag 6: Polebridge – Swan Lake, 30.6.2023
Wir haben bei der Planung bemerkt, dass wir wohl ein paar zu ambitionierte Tage im Programm haben und wir irgendwo Zeit gewinnen müssen um diese Tage aufteilen zu können. Einen dieser Aufhol-Kompromisse soll der heutige Tag werden. Denn anstatt die 9km zurück zur Originalroute zu fahren, beschliessen wir der North Fork Road zu folgen, welche uns in fünfzig Kilometer direkt nach Columbia Falls bringen soll. Von da aus wollen wir bereits die nächste geplante Etappe in Angriff nehmen und so zwei Tage zusammenlegen. Unsere Fahrt beginnt mit diesem Plan im Hinterkopf früher als sonst und mit einer Stärkung aus der Bäckerei. Anschliessend geht es in den kalten Morgen hinaus. Entlang des Flathead River geniessen wir die kühle Morgenluft und die atemberaubende Aussicht auf den Glacier Nationalpark. Die ersten zwanzig Kilometer sind absolut sehenswert und geprägt von vielen Foto-Stopps. Leider wendet sich anschliessend das Blatt und es folgt ein schrecklicher Zwischenabschnitt. Denn wir biegen in ein anderes Tal ab, freuen uns erst noch über einen weiteren Weisskopf-Seeadler und stellen dann fest, dass der Schotter auf dieser Strasse nicht behandelt wurde. In den Tälern Montanas schwören die Einwohner:innen noch auf ihre Schotterpisten, man will ja etwas under den Rädern des Trucks haben. Staub hingegen mag man nicht, deshalb leeren sie literweise einer öligen und sicherlich schädlichen Substanz auf die Fahrbahn. Diese neue Strasse wurde allerdings nicht damit besprüht und dafür werden jetzt wir besprüht. Denn jedes vorbeirasende Auto wirbelt eine grosse Menge Staub auf und hüllt uns in Sandwolken ein. Auto für Auto wirbelt Schicht um Schicht Dreck hoch und kleistert uns mit einer Kruste aus Schweiss und Sand ein. Ich bedecke mir zwischenzeitlich wie ein Wild West Räuber mein Gesicht und meine Motivation sinkt mehr und mehr. Glücklicherweise endet der Kies irgendwann und wir erreichen gegen Mittag das besagte Columbia Falls. Eine belohnende Pizza und eine Toiletten-Wäsche später geht es auf die achtzig Nachmittags-Kilometer. Teils im vollen Seitenwind arbeiten wir uns Stück für Stück südwärts. Die Hitze pumpt uns recht aus und wir laufen beinahe aus. Bis zum Verpflegungsstop in Ferndale pushen wir aber weiter und belohnen uns mit Glace und kühlem Getränk. Nach den letzten zwanzig Kilometern entlang dem Swan Lake beziehen wir dieselbe Jurte wie bereits vor sieben Jahren. Da die Hitze immer noch erbarmungslos drückt, beziehen wir einen Tisch unter dem Vordach der Trading Post und verlassen diesen erst nach dem Eindunkeln wieder.
131,2km / 6h 24min / 715 Höhenmeter
Total: 543,7km / 32h 05min / 4664 Höhenmeter