Tag 10: Llama Ranch – Helena, 4.7.2023
Der Wecker klingelt früh und keiner von uns beiden hat gross Lust aus dem Stockbett zu kriechen. Es nützt jedoch alles nichts. Wir müssen weiter und packen unter wolkenverhangenem Himmel unsere Räder bevor wir ein improvisiertes Frühstück geniessen und warm eingepackt losfahren. Keine fünf Kilometer später klart der Himmel auf und wir entledigen uns ein paar Schichten Kleidung. Beim Stopp holt uns Matt auf, der auch bei der Llama Ranch übernachtet hat. Für die kommenden zwanzig Minuten fahren wir zusammen, bevor Matt mit seinen jungen und frischen Beinen davon zieht. Patrik und ich gehen es gemütlicher an, halten oft um uns die Natur und ein paar Zeugen von Montanas Goldrausch-Zeit anzuschauen Die Fahrt entlang der Lost Horse Road ist abermals herausfordernd und geprägt von Schlaglöchern, grossen Steinen und Furchen. Dafür ist sie auch geprägt von Blumen am Strassenrand und ein Mix aus Nadelwald und Blumenduft liegt in der Luft. Mit tiefer Drehzahl und wenig Tempo arbeiten wir uns die erste heutige Divide-Überquerung hoch. Uns bremst nicht die Steigung als viel mehr die Bodenbeschaffenheit aus. Einmal oben angekommen, ist ein Stärkungssandwich fällig und wir nehmen die Abfahrt in Angriff. Die Strasse ist in ebenso schlechtem Zustand und fordert viel Aufmerksamkeit. Ab und zu kommen wir an anderen Personen vorbei, denn am heutigen Nationalfeiertag sind viele Quads unterwegs. Doch man respektiert sich gegenseitig und hält sicheren Abstand. Nach einer erneuten kleinen Steigung öffnet sich die Landschaft und die Wälder machen stellenweise Kuhweiden Platz. Wir durchqueren ein paar solche und müssen zum Teil die Vierbeiner von der Strecke scheuchen. Kurze Zeit später nehmen wir mit der Fahrt auf den Priest Pass bereits die vierte Divide-Überquerung unter die Räder. Abermals wechselt die Szenerie und es treten fast zerklüftete Gesteinsformationen zwischen den Nadelwäldern hervor. Wirklich ein schöner Anblick, der die Mühen entschädigt. Die Abfahrt vom Pass ist einmal mehr sehr herausfordernd, die Furchen im Boden sind noch tiefer als zuvor. Wir halten kurz um uns mit entgegenkommenden Radfahrern zu unterhalten und rollen den Rest der Strecke runter. Die letzten 15 Kilometer bis Helena auf dem Highway dann aber leider mit Gegenwind. Doch auch das schaffen wir und so rollen wir Mitte Nachmittag an unserem Tagesziel ein. Seit langem ist eine Fahrrad- und vor allem eine Kleiderwäsche fällig. Ersteres erledigen wir mit dem Hochdruckreiniger einer Autowasch-Strasse und letzteres im Motel. Abends ziehen wir durch die verlassene Innenstadt, denn die Independence-Day-Feier muss irgendwo sonst stattfinden. Mit etwas Glück finden wir ein offenes Restaurant und gönnen uns für einmal ein exquisites Nachtessen.
63,4km / 4h 33min / 979 Höhenmeter
Total: 872,7km / 52h 46min / 8896 Höhenmeter