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Tag 8: Holland Lake Campground – Lincoln, 2.7.2023

Wir wollen heute vor der Mittagshitze den Richmond Peak hochfahren, deshalb stellen wir den Wecker nochmals 30 Minuten früher auf 7.00 Uhr. Doch Art überrascht uns mit Speck und Rührei und so bleiben wir wieder länger sitzen als gewollt. Endlich auf der Strecke geht es hinter dem Holland Lake in die Wälder und die ersten Höhenmeter hoch. Durch das idyllische Hinterland führt uns der Weg durch dieselben endlosen Wälder wie gestern. Kurz nachdem wir den Clearwater Lake passieren, zeigt mein GPS für die nächsten Kilometer eine rote Diagonale nach oben an. Also beginnen wir, nun doch wieder in der Mittagshitze, den Aufstieg. Wir fahren separat hoch und einigen uns, dass ich einfach oben warte. Unterwegs kühle ich mich mit einem nassen Stück Stoff im Nacken, welches ich ein paarmal im Rinnsal neben der Strasse nass mache. Stetig und konstant geht es hoch und nach zirka einer Stunde erreiche ich die Abzweigung zum Singletrail, der zum Gipfel führt. Ich geniesse die wundervolle Aussicht und setze mich in den Schatten – Pädu erscheint etwas später keuchend und am Anschlag seiner Kräfte. Nichts desto trotz fahren wir weiter ins Grizzly-Bear-Habitat und fahren nun durch Büsche entlang einer steilen Klippe. Kurz nach einer schmalen Erdrutsch-Stelle passieren wir die Passhöhe und uns eröffnet sich ein wundervoller Blick ins Tal dahinter. Eine Aussicht aus dem Bilderbuch und ein Trail, der sich der Bergflanke entlang nach unten windet. Vor lauter Euphorie beschliesse ich ein Video während der Fahrt zu machen. Doch den technisch anspruchsvollen Singletrail nur mit einer Hand zu fahren, ist denkbar dumm… Nach nur ein paar wackeligen Metern verliere ich die Kontrolle über mein Fahrrad, stürze und falle natürlich seitlich über die Böschung runter. Mit mehr Glück als Verstand, kommt mein Fall bereits nach rund drei Meter zum Halt und ich kann mein Fahrrad, welches mir hinterher fliegt gerade noch auffangen. Ich bin zwar etwas eingeklemmt unter dem Fahrrad, aber wir rutschen beide nicht mehr weiter. Alles ist noch dran, nichts schmerzt übermässig, kein Blut – guter Start. Erstmal befreie ich mich unter dem Velo, versuche im Hang Halt zu finden und stehe auf. Mit dem Adrenalinschub im Körper hieve ich das Rad mit Patriks Hilfe zurück auf die Strecke und klettere hinterher. Nochmals kurz ein Körpercheck – das Knie hat am meisten abbekommen, schon jetzt ist ein grosser Bluterguss sichtbar. Meine Schulter hat wohl auch einen Schlag einstecken müssen. Patrik, der sofort zur Stelle war, sammelt ein paar verlorene Gegenstände ein. Denn das Fahrrad hat den Sturz auch erstaunlich gut überstanden, alle Taschen sind noch dran, nichts ging kaputt und nur aus einer Tasche fielen die Gegenstände raus – erstaunlich für ein mehrfaches Überschlagen. Es kann weitergehen, diesmal allerdings mit beiden Händen am Lenker und voller Konzentration auf den Singletrail. Denn die Strecke wäre eigentlich sehr anspruchsvoll und auch die Landschaft wäre sehr eindrücklich. Der Blick schweift allerdings nur gelegentlich nach über das Tal, der Rest der Zeit sind die fünf Meter vor dem Fahrrad im Fokus. Nach waghalsigen Kilometern dann endlich wieder eine normale Strasse, doch die Anforderung bleibt bei all den Schlaglöchern dieselbe: volle Aufmerksamkeit nach vorne. Bis Seely Lake bedeutet es nun Zähne zusammenbeissen. Denn mit dem lädierten Knie geht es nun durch ein Waldbrand-Gebiet in dem nur noch die Baumgerippe übrig sind. Und man merkt sofort, welche Wirkung ein Wald oder das Fehlen der Bäume haben kann. Der Wind wird kaum mehr absorbiert und bremst uns zusätzlich aus. In Seely Lake angekommen, gehen wir in ein Restaurant und ich begutachte meine Blessuren. Der Becher mit Eiswasser wandert jedenfalls direkt als Kühlung an das Knie. Beim anschliessenden Essen schmieden wir die Nachmittagspläne. Geplantes Ziel ist Ovando, doch wir entscheiden uns für den Highway: für Patriks Erschöpfung und für meine Verletzungen die bessere Wahl. Also geht es nach dem Halt auf die knapp fünfzig Highway-Kilometer. Leider kurz nach dem Start mit einer grossen Baustelle und einer weiteren Sandstrahlung durch die Autos. Dafür gibt es eine schöne Portion Rückenwind, als wir auf den Highway 200 in Richtung Ovando abbiegen. So stark, dass die Fahrt bis zum Tagesziel im Flug und mit hoher Geschwindigkeit vorüber gehen. Die Strecke führt uns durch karges Weideland und entlang eines Flusses, der die Randgebiete ergrünen lässt. Im Dorf angekommen, fragen wir in der einzigen Unterkunft mit Bett nach einem Zimmer, leider eine Fehlanzeige. Da ich aber mit meinen Blessuren wirklich gerne eine Dusche und ein Bett hätte, entscheiden wir uns den Rückenwind zu nutzen und auf dem Highway bis Lincoln weiterzufahren. Extra 45km zum Tagesabschluss. Mit viel Pausen und erschöpft fahren wir gegen halb 9 Uhr Abends in Lincoln ein und beziehen das vorreservierte Motel-Zimmer. Noch ein Burger in der Bar nebenan und ab ins Bett.

140,6km / 7h 44min / 1439 Höhenmeter
Total: 772,1km / 45h 24min / 7225 Höhenmeter

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