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Tag 37: Grants – Quemando, 31.7.2023

Heute sind es bis Pie Town über 110km, daher stehen wir bereits um 6 Uhr auf. Mit dem Hotelfrühstück im Bauch geht es zum Treffpunkt mit Natalie entgegen. Wir haben gestern noch ausgemacht, zusammen zu fahren. Um halb Acht geht es los und schon auf den ersten Kilometern, welche wir auf der alten Route 66 befahren, merken wir, dass aus dem gemeinsamen Fahren wohl nichts wird. Natalie ist schon nach ein paar Minuten abgehängt und wir treffen uns höchstens bei unseren Stopps wieder. Nach gut 10km Route 66 geht es über die Interstate drüber und dem El Malpais National Monument entgegen. Übersetzt bedeutet dies «das schlechte Land», was wohl an dem grossen Lavafeld liegt, welches zwischen den beiden Bergflanken eingeklemmt ist. Zwar spriessen Bäume und Büsche, aber der Boden ist eine schwarze, aufgebrochene Vulkanmasse. Auf der linken Seite dieses Feldes geht es entlang von schönen Sandsteinformationen südwärts. Hohe Klippen und wunderschöne Formationen wechseln sich mit offenen Flächen ab und auf Asphalt erreichen wir bald den Ventana Arch. In den frühen Morgensonne leider von der falschen Seite beleuchtet, schiessen wir trotzdem unser Erinnerungsfoto, verpflegen uns kurz und nehmen die letzten 20km befestigte Strasse unter die Räder. Denn sobald das Lavafeld endet, biegt der Highway nach Westen ab und vor uns liegen 50km Schotter, Washboard und Sand. Obwohl es sich stellenweise nach dem doppelten Kraftaufwand anfühlt, können wir zu Beginn den Temposchnitt fast halten. Erst als zur wechselhaften Strasse auch noch die Höhenmeter beginnen, sinkt das Tempo. Uns kommt heute zu Gute, dass der Himmel bedeckt ist und so die Temperaturen nicht ins Unermessliche steigen. Im Hinterkopf beginnt sich der Plan zu formen, die ausgeruhten Beine und die angenehme Frische heute zu nutzen und nach Pie Town noch bis Quemando weiterzufahren. Das gäbe zwar heute einen neuen Rekordtag, dafür morgen einen kürzeren Tag als erneut 120km. Wir vertagen die Entscheidugn bis Pie Town, denn kurz vor Kilometer 80 klagt Patrik über Energielosigkeit. Ach klar, wir haben erst einen Riegel und einen Apfel gegessen – und das reicht einfach nicht für einen 110km Tag. Also folgt der Griff in die Verpflegungstasche und danach geht es mit neuem Elan weiter. Das absolute Nichts um uns herum wird immer belebter, je näher wir an Pie Town kommen. Bis hierhin gab es nur Steppe, Büsche und knorrige Bäume. Bei einer Ranch-Zufahrt steht gerade ein Rancher, der uns sieht und zuruft, ob wir Wasser brauchen. Dazu sagt man nie Nein und er händigt uns nicht nur drei kalte Wasserflaschen durch den Zaun sondern auch gleich noch ein Soda und ein Bier. Dankend nehmen wir das Geschenk entgegen und geniessen die Hilfsbereitschaft mitten in der Trostlosigkeit. Ob uns Mittags um 1 Uhr das Bier auf fast leeren Magen gut tut, stellen wir so mal in den Raum… Das Wasser jedenfalls gibt uns die Energie um nach Pie Town weiter zu ziehen, auch wenn die letzten 10km mit Höhenmetern und Gegenwind zu einer echten Challenge werden. Im kleinen, verlassenen Dorf eingefahren, steuern wir eines von zwei Kuchen-Cafés an und vor dem einen sitzt tatsächlich Tucker, der heute im Dorf einen Ruhetag macht. Wir setzten uns rein und geniessen ein grosses Kuchenstück. Auch Natalie trifft wieder ein und wir plaudern noch etwas bevor wir gemeinsam zum Toaster House fahren. Eine der ikonischen Great Divide Unterkünfte – das ganze Jahr offen für Wanderer und Radfahrer. Definitiv in die Jahre gekommen und etwas creepy von aussen und innen langsam etwas schmuddelig. Natalie und Tucker bleiben da, sie wollen ihr Glück auf der Originalroute versuchen. Patrik und ich verabschieden uns und fahren auf die asphaltierte Umfahrung des Gila National Forrests. Quemando entgegen soll es für die zusätzlichen 35 Kilometer fast ausschliesslich bergab gehen. Doch das ist weit gefehlt, irgendwie fahren wir immer mal wieder bergan und der Seitenwind bläst uns stellenweise fast von der Strasse. Kurze Zeit später mischt sich dann auch noch der Rauch der Waldbrände im National Forrest ins Bild und was erst noch wie Nebel am Horizont lag, liegt bald eine leicht kratzende Rauchmischung in der Luft. Zum Glück erreichen wir kurz vor 18 Uhr dann das endgültige Tagesziel und checken in ein Motel ein. Da die Restaurants im Dorf alle geschlossen haben improvisieren wir ein Nachtessen aus der Tankstelle und dem Dorfladen. Definitiv müde machen wir uns noch ans Tagebuch und gehen bald einmal ins Bett.

148,7km / 7h 26min / 880 Höhenmeter

Total: 2922,5km / 165h 02min / 28’016 Höhenmeter

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