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Tag 25: Breckenridge – Hartsel, 19.7.2023

Mit einem weiteren Café-Frühstück geht es heute dem ersten 3500er-Pass entgegen. Der Boreas Pass führt mit viel Höhenmeter aus dem Städtchen raus. Doch erst als die letzten Villen mit Bergsicht zurückgelassen werden, beginnt die Natur wirklich. Aus dem Asphalt wird Schotter und aus dem Verkehr wird Ruhe. Zwar säumen Camper die ersten Kilometer, aber diese tun der Aussicht keinen Abriss. Gesäumt von Birken und Kiefern fahren wir auf der Trasse der alten «Colorado & Southern Railroad» dem Gipfel entgegen. Die ehemalige Bahnstrecke, welche Como und Leadville verband, wurde in den 30er Jahren aufgegeben und später im Jahrhundert zu einer Strasse umfunktioniert. Das bedeutet für uns einen flachen Anstieg bis zum Gipfel. Trotz dem bewölkten Wetter geniessen wir die Aussicht, die Natur und bemerken «das Tal könnte genau so gut auch in der Schweiz sein». Nach 17 km Aufstieg erreichen wir die Passhöhe und das Gipfelschild. Seit langem mal wieder eine Continental Divide. Somit darf das Gipfelfoto nicht fehlen. Hinter dem Schild stehen noch ein paar Gebäude, denn hier auf dem Pass lebten zu Spitzenzeiten der Bahnlinie über 120 Personen. Inklusive dem höchsten Post Office in ganz Amerika. Die anschliessende Abfahrt hält die gleich schönen Szenerien bereit wie der Aufstieg. Die Aufregung kommt aber von anderswo – plötzlich ruft Patrik «Stop!»… Er hat sein Pedal samt Kurbel verloren. Gestern wackelte es noch, heute fiel sie einfach ab. Kurz und provisorisch reparieren und weiter gehts ins Tal runter. Auf dieser Seite des Passes erinnert kaum mehr was an die Schweiz. Kahle, karge Prärie erwartet uns und nach dem Sandwich-Halt in Como fahren wir unter bedrohlichen Wolken ins Niemandsland raus. Und wo die erste Tageshälfte noch Freudengefühle hervorrief, ist die zweite Hälfte nur zum Kotzen. Eine miserable Strasse voller Wellblech-Buckelpiste, tiefer Sand und null Chance nicht durchgeschüttelt zu werden. Ohne jegliche Freude mühen wir uns mit der Beschaffenheit der Strecke ab. Eine Strasse die zu wenig befahren wird um sie in Stand zu stellen, aber zu viel um nicht irgendwo in der Mitte die Optimallinie zu fahren. Laut fluchend und mit immer dunkleren Wolken am Himmel, rackern wir uns Kilometer für Kilometer weiter. Es blitzt und donnert um uns herum und einige Gewitterzellen müssen wir gar abwarten. Wir schaffen es irgendwie trocken und heil nach Hartsel, wo die offizielle Karte der Adventure Cycling Association sagt, dass die Bar im Dorf zudem einen «cyclist only campground» habe. Was als solches betitelt wird, ist ein Flecken vertrocknetes Gras zwischen Parkplatz, Müllcontainer und was aussieht wie der halbe Hausrat einer Wohnung. Wir haben nichts gegen das Campen, aber dieser Fleck macht uns echt nicht an unser Zelt auszupacken. Wir suchen nach Alternativen in dem Kaff, aber im Park ist es unter Androhung jeglicher Gesetze verboten und sonst gibts absolut nichts. Nach etwas Recherche finden wir etwas ausserhalb eine Lodge, bei der man angeblich zelten kann. Also rufe ich da an und uns wird für $25 eine Zeltmöglichkeit angeboten. Alles lieber als das versiffte Stück Müllhalde – also fahren wir der nächsten Regenfront entgegen und schaffen es noch vor den Tropfen zur Ranch. Da das Gewitter gerade seine Muskeln spielen lässt, lassen wir uns zu einem Zimmer überreden. Was zwar viel mehr kostet als wir geplant haben, aber eine Dusche, ein Dach und ein trockenes Bett mit sich bringt.

84,2km / 4h 48min / 954 Höhenmeter
Total: 2024,7km / 114h 13min / 19’683 Höhenmeter

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