Tips & Tricks: Vorbereitung
Die Vorbereitung auf ein so grosses Projekt ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Hier ein paar nützliche Tips zur Vorbereitung.
Tipp 01: Das Fahrrad
Betreffend des Fahrrads empfehle ich, das Rad frühzeitig und bereits zu Hause zu kaufen. Ich habe von Fahrern gehört, welche in ein Land geflogen sind, sich da ein Rad gekauft haben und direkt losgefahren sind. Allerdings ist man so nicht mit dem Rad vertraut und man hat je nach Situation Mühe damit… Mann also mal in den lokalen Fahrradladen gehen und sich nach Trekking/Touring-Räder erkundigen. Üblicherweise haben diese einen Stahlrahmen, da Sie extrem viel aushalten müssen. Alurahmen sind durchaus auch eine gute Lösung. Der einzigen Nachteil ist, dass sich die Rahmen schlechter schweissen lassen. Ein Schweissgerät für einen Stahlrahmen hat jeder Landwirt in der Scheune…Man sollte sich auf jedenfall beraten lassen und einige Räder austesten. Die Geometrie des Rades (Grössen wie Kleider: S, M, L, XL) sollte genau passen, sonst hat man eine unbequeme Sitzposition und hat nach wenigen Tagen Probleme im Rücken, usw… Die Spezifikationen des Rades sind dann sehr individuell. (Rennlenker, City Lenker, Pedale, usw.)
Tipp 02: Die Routenwahl
Bei einer C2C Durchquerung (Cost to Cost) hat man tausende Möglichkeiten. Zusammengefasst allerdings 3-5 grobe Routen: Durch den Norden (entlang der kanadischen Grenze – viel Grün, viel Wasser), durch den Süden (durch Florida, Louisiana, Texsas und Kalifornien – viel Luftfeuchtigkeit und dann Wüste) oder durch die Goldene Mitte (Quer durch – von allem etwas). Zusätzlich gibt es natürlich auch die Diagonalrouten Massachusetts-Kalifornien und Florida-Washington. Wenn man sich zwischen Nord, Süd, Mitte oder diagonal entschieden hat, steht man vor einer weiteren Entscheidung: Freestyle oder nach Karte. Und diese Entscheidung ist im Gegensatz zu Nord, Süd oder Mitte wohl die schwierigere! Entweder entscheidet man sich die ganze Route selbst zu basteln (und dich vielleicht an Routen von anderen Radfahrern zu orientiertn), oder man entscheidet dich für eine Strecke der Adventure Cycling Association. Die ACA biete für die drei USA Durchquerungen absolut geniales Kartenmaterial an. Mit genauen Beschreibungen und viel Hintergrundinfos leiten einem die Karten wohlbehalten und sicher quer durch den Kontinent. Man hat sämtliche Angaben darauf, welche Unterkünfte es gibt, Verpflegungsmöglichkeiten, Einkaufsmöglichkeiten, usw. Das Material ist 1A und hat über die Jahre schon zig Tourenradler einen guten Dienst erwiesen. Wenn man sich entscheidet eine Freestyle Tour zu machen, muss man genügen Zeit in die Routenwahl stecken. Ich persönlich habe mit Google Maps geplant und mir ungefähr meine täglichen Strecken ausgesucht. Nicht dass ich dies vollends eingehalten hätte, aber als Richtlinie hats hingehauen… (Achtung: Google Maps kennt keine Höhenmeter!)
Tipp 03: West-Ost/Ost-West
Wenn man sich entschieden hat ob Nord, Süd, Mitte oder diagonal. Muss man sich auch noch entscheiden ob von Ost nach West oder von West nach Ost. Dies ist eine Grundsatzfrage welche sich mit den jeweiligen Vorlieben und der Motivation beantworten lässt.In Amerika weht der Wind eigentlich immer von West nach Ost, dies mal vorne weg 😉 Man kann also im Westen (LA, San Francisco, Seattle, o.Ä.) losfahren und hast (fast) immer den Wind im Rücken. Allerdings triffst man im Westen gleich am Anfang auch auf alle Nationalparks und auf die Rocky Mounatins. Wenn man dies dann einmal hinter sich hat, folgen 3000km Landwirtschaft, Felder und Prärie. Ich will West nach Ost nicht schlecht machen, aber ich habe Ost nach West bevorzugt. Ich nahm den Gegenwind bewusst in Kauf, aber ich konnte mich 2500km lang motivieren mit dem Gedanken dass die Prärie und die Landwirtschaft mal vorbei sind und dann Berge und Nationalparks kommen. Ich weiss nicht wie sehr dies für andere eine Rolle spielt, aber man sollte die Überlegung machen, auf was man sich unterwegs alles freut und was einem alles motiviert. Danach sollte man sich entscheiden ob man dies entweder am Anfang oder am Schluss erleben will… Zudem sollte man in Betracht ziehen, dass man entweder am Anfang oder am Ende der Tour die Rocky Mountains überqueren muss. Also entweder wenig trainiert oder voll trainiert 😉
Tipp 04: GPS/Karten
Wie schon oben erwähnt kann ich die Karten des ACA wärmstens empfehlen! Detailiertere und bessere Fahrradkarten wirst man für diese Routen nicht finden! Zudem gibt es zu den Papierkarten das Ganze auch noch als GPS Tracks. Trotzdem empfehle ich auch den Kauf der Karten, wie gesagt die detailierten Angaben sind Gold wert! Nebst den ACA Karten, welche leider nur einen kleinen Teil meiner Route abgedeckt haben, hatte ich einen normalen Strassenatlas (geschenkt erhalten) und ich hatte ein Garmin Oregon GPS mit dem North America City Navigator Kartensatz darauf. Ich hätte auf das Gerät nicht verzichten wollen. Es sucht die nächsten Unterkünfte im Umkreis, findet Tankstellen, Büchereien, Ärzte, Poststellen, usw. Zudem gibt es dir auch deine Geschwindigkeit, Tageskilometer, Höhenmeter, usw. an. Echt ein super Gerät. (Achtung, macht euch zu Hause damit vertraut, wenn man losfährt am Flughafen muss das Ding voll einsatzfähig sein!)Eine weitere gute Quelle für Karten sind die jeweiligen Departmens of Transportation der Bundesstaaten. Im Internet kann man PDF Dateien mit detailierten Strassenkarten runterladen und drucken. (Die jeweiligen DoT’s sind am einfachsten unter Google aufrufbar, habe leider keine Gesamtübersichtsseite gefunden)
Tipp 05: Training (körperlich)
Ich habe mir Anfangs Tour gewünscht ich hätte mehr trainiert! Die Meinungen bezüglich vorher trainieren oder nicht gehen auseinander. Einerseits kann man sich kaum auf das tägliche Fahren einstellen und trainieren, andererseits ist es sehr wichtig vorher das eine oder andere mal unter Vollbepackung zu fahren. Training schadet sicherlich nicht vor der Tour, ich bin vor meiner Reise ca. 300-500km gefahren. (Trainignsrouten hier). Allerdings ohne Vollbepackung. Desshalb hatte ich, zu Beginn meiner Tour, Mühe mit dem schweren Rad und den vielen steilen Steigungen… Ich kann also empfehlen, so ca. 3-4 Monate vor einer Tour, die Ausrüstung komplett zusammen zu haben und wirklich unter Realbedingungen und Vollbepackung zu fahren. Dann erhält man einen Eindruck vom Gewicht und ein Gefühl fürs Rad!
Tipp 06: Training (mental)
Mentales Training habe ich selbst nicht wirklich betrieben. Aber ich denke es kommt schon sehr auf den Charakter an. Man muss einfach mit vollem Herzen dabei sein und immer eine Motivation oder ein Ziel vor sich haben!Wenn man mental schwach ist, kann es schwierig sein, ans Gelingen der Tour zu glauben oder einen versch***nen Tag mit Regen und Gegenwind zu überstehen. Was auch wichtig ist, man sollte kein Problem mit Einsamkeit haben! Man wird zwar immer wieder Menschen um sich herum haben, aber irgendwie ist man halt trotzdem alleine! Man muss also damit umgehen können, sich selbst zu helfen und auch an miesen Tagen den Kopf oben zu halten! (Aber keine Angst, die Natur und die Landschaft sorgt im Normalfall für ausreichend Motivation!) Und hier ist eben auch wieder wichtig in welche Richtung man fährt. Wie gesagt, ich habe mich täglich motiviert mit dem Gedanken daran, dass vor mir noch Bergketten und Nationalparks liegen!
Tipp 07: Versicherung
Ist sicherlich ein sehr wichtiger Punkt. Gerade wenn man das marode, amerikanische Gesundheitswesen in Betracht zieht! Man sollte auf jeden Fall vorher bei seiner Krankenkasse abklären, ob sämtliche Kosten und Spitalaufenthalte im Ausland (und spezifisch in Amerika) gedeckt sind? Wenn die Amis nicht wissen dass du bezahlen kannst, dann helfen die dir erstmal gar nicht… Klär es also sicher vorher ab und halte während deiner Tour die Kontaktdaten deiner Krankenversicherung griffbereit.
Tipp 08: Die Bekleidung
Lass dich in einem Outdoorshop oder bei deinem Fahrradhändler beraten. Ich empfehledir sicher zuverlässiges Regenzeug, und je eine Garnitur kurze und lange Fahrradhosen, und ein Set kurze und lange Fahrradhandschuhe. Dazu noch eine Windjacke und ein Fleece-Unterhemd. Bereite dich einfach auf jedes Wetter vor, sowohl 37°C wie auch endlose Regenfälle! Je nach Route kann die Bekleidung variieren…
Tipp 09: Bike Freaks Radreise Forum
Falls ihr nebst meinen Tipps noch weitere Infos möchtet, findet man auf dem Forum bikefreaks.de eine unglaubliche Sammlung und Ballung von Wissen. Einige Typen da leben für das Fahrradreisen! Es ist ein immenser Schatz an Infos, Tipps, Tricks und hilft in allen Belangen weiter! Man kann entweder nach bestehenden USA Threads suchen (wie beispielsweise derjenige von meiner Tour) oder man kann einen eigenen eröffnen und die brennenden Fragen stellen…