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Tag 35: Luders Creek CG – Del Norte

3.8. – Up and down (110km)

Nach fast 12h Schlaf, ich bin doch tatsächlich schon um halb Sieben eingeschlafen, gehts an die «After-Camping» Tagesvorbereitung. Schnell ist alles verräumt und nach einem kurzen Stopp an der Bergquelle machen wir uns auf den Weg. Der Tag beginnt gnädig, denn vor uns liegen gut 10km Abfahrt durch ein von Steinformationen geprägtes Tal.
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Die Abfahrt hinter uns lassend gehts für weitere 10km auf den Highway wo wir uns für kurze Zeit überlegen, den nächsten 10’000er Pass heute zu umfahren und durch die Talebene abzukürzen. Wir entscheiden uns allerdings dagegen, bleiben auf der Originalstrecke und biegen so bald darauf auf die Schotterpiste in Richtung Carnero-Pass ab. Trotz der frischen Beine wird es ein anstrengender Anstieg, denn die Gewitter der letzten Nacht haben deutliche Spuren auf der Strasse hinterlassen. Die sonst staubigen Nebenstrassen sind nun matschig und erfordern mal wieder doppelten Kraftaufwand. Zusammen mit der morgenlichen Sonne wird daraus ein schweisstreibendes Unterfangen.
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Durch die mittlerweile bekannten Espen- und Nadelwälder gehts südwärts. Immer wieder öffnen sich Alpweiden voller Kühe und der Gedanke an zu Hause kann nicht ganz abgeworfen werden. Auf ausgewaschener Strasse erreichen wir nach einer mühsehligen Fahrt die Passhöhe noch vor Mittag und gehen fast nahtlos in die Abfahrt über. Denn schon wieder ziehen Gewitterwolken auf und wir wollen möglichst trockenen Fusses durch den Tag kommen. Was nun folgt ist ein wundervoller 20+km Non-Stop-Downhill – ein wundervolles Geschenk!
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Beim Storm Creek Campground machen wir einen kurzen Lunchstopp – und die Ironie ist stark als wir den Halt wegen dem bedrohlichen Donnergrollen verkürzen. Tatsächlich schaffen wir es das Gewitter doch zu unterfahren und kommen trocken davon. Denn nach etwas über 60 Tageskilometern fahren wir aus dem grönen Tal ins karge Flachland heraus und steuern La Garrita an. Dort soll es gemäss meinen Karten ein Restaurant, einen Laden und eine Tankstelle geben. Erst einmal im Kaff eingefahren, stellen wir fest, dass alle drei dasselbe sind! Einkaufen, Essen und Tanken in einem… Mit einem kleinen Hüngerchen treten wir ein und lassen uns zum Burger Special überreden. Nach dem Stärkungshalt gehts südwestwärts ins karge Hinterland – doch die erhaltenen Kräfte konzentrieren sich bei mir wohl völlig auf die Verdauung. Denn kaum fahren wir auf dem Schotter die Hügel hinauf, ist meine Energie-Reserve komplett erschöpft. Dieselbe Leier wie die letzten 34 Tage auch schon. Schotter, Höhenmeter und müde Beine. Motivation ist vorerst Fehlanzeige. Im tranceähnlichen Trott fahre ich Hunzi hinterher und fluche innerlich vor mich hin. In all den Mühen nehmen wir sogar noch einen 6km Umweg in Kauf… Das Buch zur Tour preist einen «Natural Arch» als Sehenswürdigkeit an. Wehe wenn dies die Mühen nicht wert ist! Und was bekommen wir nach den elende anstrengenden Kilometern zu sehen? Ein Loch im Fels… Wow… Toll…
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Der energieraubende Seitentripp wird noch besser, als Hunzi den Plattenscore auf 5:2 erhöht. Beide mit dem Motivations-Barometer auf dem Tiefststand, sorgt die nächste Abzweigung plötzlich wieder für ein Lächeln in unseren Gesichtern. Vor uns liegt eine Neben-Neben-Nebenstrasse mitten durchs Nichts. Vor Jahren verlief hier mal eine Strasse. Von der sind allerdings nur noch zwei ausgetretene Pfade übrig.
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Anspruchsvoll und vorallem abwechslungsreich gehts wortwörtlich über Stock und Stein. Durch trockene Flussbeete, über Steinvorsprünge und durch tiefen Sand bahnen wir uns den Weg durch die Pampa. Letzteres wird mir fast zum Verhängniss als ich unerwartet mein Vorderrad einstecke und einen akrobatischen Abflug über den Lenker mache. Ungeschickt-geschickt fange ich den Sturz aber mit einem Hopser in die Wüste auf und überstehe das Ganze mit einem Lacher. Hunzi, der seinen Knöchel unter seinem Velo verdreht, hat weniger Glück und hofft, dass dieser nicht anschwillt.
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Bis nach Del Norte ist es nach der abenteuerlichen Fahrt nicht mehr weit. Das kleine Städtchen am Rio Grande hat wenig Charme und noch weniger Übernachtungsmöglichkeiten. Ausgepowert nach 110km Strecke lassen wir die Bonzen raushängen und beziehen ein Zimmer im „Windsor Hotel“. Völlig überteuert, aber immerhin das (selbsterkorene) älteste Hotel Colorados. Aber die Nacht vor dem „grossen Tag“ will man ja nicht knausrig tun. Auch wenn das tagesbudget dann nur noch für ein Subways-Sandwich-Znacht reicht.

Kommentare

  • Beatrice Hunziker
    25. November 2016

    Ihr seid schon zwei abenteuerlustige Helden, soviel Krampf für soviele Nebenstrassen und zur Belohnung ein überteures Hotel.

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