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Tag 10: Clearwater Lake CG – Ovando

9.7.16 – Motivationsbremse

Was für eine Nacht! Hollywood hätte es in keinem Horror-Film besser hingebracht. Kreischende Eulen vermischt mit dem Geheul von Kojoten. Die ganze Nacht fahre ich bei jedem Geräusch hoch. Streift da ein Bär durch unser Camp? Heult da ein Wolfsrudel? Und doch, trotz all dem unruhigen Schlaf, erwachen wir am Morgen quicklebendig und niemand hat uns gefressen.

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Auch der Essenssack hängt noch unversehrt in den Bäumen. So gibt es vor dem Aufbruch noch ein spartanisches Frühstück und dann gehts keine Minute zu früh aufs Rad. Denn noch auf dem Weg zurück zur Strasse beginnt es wie aus Kübeln zu regnen. Kennen wir bereits… Regensachen raus und weiter! Es ist ein kurzer Bruch, denn schon im Aufstieg zum Richmond Peak klarte es auf und wir fahren gemächlich dem Gipfel entgegen. Der Waldarbeiter, mit dem wir einen kleinen Schwatz halten, findet „Oh, you slept at Clearwater! No bears there?“… Scheinbar sind wir doch gar nicht so paranoid, denn der See werde häufig von Bären frequentiert. Dann etwa sieben Kilometer unter der Passhöhe wird die Strasse erneut zum Single-Trail. Und was für einer! Wie ein Schild am Trailbeginn freundlich mitteilt, ist der Weg für motorisierte Untersätze verboten weil er (man halte sich fest) durch Grizzly Habitat geht. Und falls je ein Bär eine optimale Stelle für einen Hinterhalt gesucht hat, hier wäre sie. Ein schmaler Pfad, flankiert von Bäumen und Steilwänden. Also fahren Chrigu und ich Mani Matter und Kinderlieder singend durch das Unterholz um jeden Bären von Weitem mit unseren Singkünsten zu verscheuchen. Ich möchte den Bären sehen, der unseren Katzenjammer aushält 😀

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Die Passhöhe erreichen wir über Stock und Stein. Links eine steile Klippe, die ins Bodenlose fällt und ein einzelner, vielleicht meterbreiter Fahrweg daneben. Es ist eine Wahnsinnsfahrt, welche alle Sinne schärft! Tolle Aussichten, fahrerisches Geschick und immernoch das Gejaule von unserem Zwei-Männer-Chor.

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Nach etlichen wundervollen und anstrengenden Kilometern auf diesem Trail gehts zurück auf die Schotterpiste und kaum zwei Spitzkehren den Berghang runter setzt der Regen wieder ein. Unerbittlich prasselt es nieder und unsere Fahrräder verwandeln sich in fahrende Matsch-Haufen. Der Mittagshalt in Seely Lake kommt also gerade gelegen. Endlich mal wieder was richtiges Essen und alles trocknen lassen. Was dank der langsamen Küche und der langen Wartezeit auch der Fall war. Gute drei Stunden später machen wir uns gesättigt wieder zurück auf den Weg. Anfangs noch einigermassen trocken muss ich mich nur über den matschigen Boden aufregen. Denn der Kraftaufwand um in diesem Lehm vorwärts zu kommen ist enorm! Schon von dieser Tatsache regelrecht angepisst, beginnt nochmals der Starkregen und meine arg strapazierte Motivation geht dem Nullpunkt zu. Die nächsten 30km ändert sich weder das Wetter noch meine Laune. Lasch und demotiviert schleiche ich die Hügel hoch und brettere auf der anderen Seite ohne Rücksicht aufs malträtierte Material runter, denn der Sand-Staub-Schlamm steckt mittlerweile in jedem Gewinde und jeder Achse.

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Bis Ovando, unserem Tagesziel, knarzt und quietscht jede Pedalumdrehung. Ein Königreich für ein Motelbett. Doch dies bleibt uns leider verwehrt. Stattdessen nächtigen wir im örtlichen „Hoosegow“. Dem für Fahrradfahrer aufgemöbelten, Original-County-Jail aus dem Jahr 1890. Wie zwei Verbrecher liegen wir auf primitiven Pritschen hinter vergitterten Fenstern.

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Das Tagebuch schreibe ich am Tisch des Gefängnisswärters während sich draussen der Himmel rot färbt. Die Great Divide weiss eben immer zu überraschen!

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Kommentare

  • Beatrice Hunziker
    23. Juli 2016

    Gewaltig, da sträuben sich die Haare, das ist filmreif, aber auch beängstigend. Passt bloss auf euch auf. Ich weiss nicht, ob Bären sich von eurerm Gesang abhalten lassen.

    Antworten

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