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Tag 1: Canmore – Lower Kananakis Lake

Hagel, Regen und Wildlife
Der Tag geht emsig los. Nach einem exzellenten Frühstücks-Toast, gebratenem Speck mit Rührei und Spargeln gehts ans Zusammenbauen der Räder. Alles scheint den Flug schadlos überstanden zu haben und nach einiger Zeit ist alles soweit am Platz, dass wir mit den Bikes in die Stadt zum Einkaufen fahren können.

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Lyle fährt uns dazu netterweise persönlich durch die Stadt und zeigt uns den Weg. Übermütig füllt sich der Einkaufswagen immer mehr. Beef Jerkey, Nudeln, Fleisch, Aufschnitt usw. Alles was lecker aussieht stapelt sich übereinander. Wo soll dies bloss alles hin? Beim Einpacken treffen wir vor dem Supermarkt einen Exil-Schweizer, der uns netterweise anbietet, unseren Multi-Fuel-Kocher-Kanister bei ihm zu Hause zu füllen. Zurück bei Lyle packen wir endgültig die Taschen, machen das obligate Host-Foto und beladen Lyles Truck.

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Wir haben am Abend zuvor beschlossen, die Tour auf Höhe Canmore zu starten und nicht 20km nach Banff zu fahren um dann dieselben 20km auf der anderen Seite der Bergkette wieder hinunter zu fahren. So fährt uns Lyle also zum Startpunkt oberhalb des Canmore Nordic Centers. Nun stehen wir also da, endlich mit vollbepackten Rädern, endlich die Great Divide unter den Füssen und voller Tatendrang. Ein paar dankende Worte an Lyle, ein scheuer Blick in Richtung der Regenwolken und los geht das Abenteuer! Standesgemäss für die Great Divide mit einer Steigung. Hoch zu einem langezogenen Reservoire, welchem wir die ersten Kilometer unserer Tour folgen. Hochstimmung im Spray Valley. Dann beginnt es zu nieseln. Doch was ist schon etwas Nieselregen? Gar nichts… Deshalb legt die Great Divide etwas Wasser nach und schon kommen die Regenjacken ein erstes Mal zum Einsatz. Doch auch gegen dies hat die Divide etwas und dreht den Wasserhahn noch etwas auf. Also auch die Regenhosen und die Heiklen unter uns auch Helm- und Schuhüberzüge. Ich kann mir die bissigen Sprüche natürlich nicht verkneiffen und lache über den „überflüssigen“ Komfort. Wo bleibt da die Aufregung? Etliche Pfützen, kleine Sturtzbäche und der Tatsache, dass meine Schuhe bloss ein Netz über den Fussrücken haben später, ist mir das Lachen vergangen. Während unter meinen Schuhen ein halber See hin und her schwappt und ich am ersten Grabenfuss der Tour arbeite, fröhnen sich andere trockener Füsse und zahlen mir all die blöden Sprüche zurück…

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Doch der Sinnflut nicht genug setzt auch noch Hagel und Donner ein. Ein kräftiger Thunderstorm wälzt sich im Gleichschritt wie wir entlang dem Spray Lake Reservoir. Längst durchnässt geniessen wir trotz allem unsere ersten Stunden auf der Great Divide und nach der gehörigen Dusche zum Start, öffnet sich tatsächlich noch der Himmel. Und nach der Überquerung des Canyon Dam und der zurückgelassenen Schotterstrasse, kommt das meiste Wasser nur noch aus den schlammigen Pfützen oder aus meinen Schuhen. In einem kleinen Aufstieg mitten im Wald machen wir die erste Wildlife-Begegnung der Tour. Seelenruhig steht uns ein paar Meter weiter den Weg runter ein Elch vor der Nase. Sofort ist die Kamera aus der Tasche und ein paar Beweisfotos später, zieht der Elch seines Weges.

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Durch diese Begegnung beflügelt, aber durch die Qualität der Strasse gebremst, schlängeln wir uns über Stock und Stein durch Kanadas Pampa. Wunderschöne Aussichten wechseln sich mit noch schöneren Eindrücken ab und so vergehen Abfart um Steigung, Kilometer und Stunden.
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Bergan zieht sich die Gruppe meist in die Länge, bergab hingegen rauschen wir unisono. Jeder auf seiner Ideallinie ohne Wurzeln oder Schlaglöcher im Weg. Unsere Pace ist weit hinter unserer Tagesplanung, zu schlecht kommen wir auf dem durchweichten Boden voran und zu viele Pausen müssen wir einlegen.
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Bei der Mt. Engadine Lodge also die knifflige Entscheidung. Das Tagesziel nicht erreichen und hier nächtigen oder auf der besser befahrbaren Smith-Dorrien Road noch 30km in den Abend hinein drücken. Motiviert wie eh und jeh unterdrücken wir Schmerz und Erschöpfung und nehmen das Ziel „Kananaskis Lake“ in Angriff.
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Auf der highway-breiten Schotterpiste, welche wir von links bis rechts komplett ausnützen, gehts zügiger voran. Es ist zwar schon nach 19 Uhr, aber wir geben weiterhin unser Bestes! Das Abendlicht lässt die Nadelwälder und Bergwelt in vollen Tönen erleuchten und wir saugen die Schönheit in vollen Zügen auf.
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Völlig in Gedanken versunken höre ich plötzlich von Hunzi ein „Oh Shit“. Es fällt nicht weiter schwer zu erkennen, was den Unmut auslöst. Am linken Strassenrand stehen zwei Schwarzbären an der Böschung. Der Fotograf in mir besiegt den Fluchtinstinkt und das Teleobjektiv wird ausgefahren. Was für ein Erlebniss. Und mit den zwei Bären im Rücken fährt sich die letzte Strecke auch gleich viel schneller…
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Ein gemeine, letzter Aufstieg später finden wir uns auf dem völlig ausgebuchten Campground wieder. Und es ist schon nach 21 Uhr als uns der Platzwart die beiden Optionen erklärt. Den kräfteraubenden Aufstieg wieder runter und 3km zurück ins „Overflow-Camping“ oder noch 10km weiterfahren, den da „könnte“ es noch Platz haben. Zähneknirrschend fahren wir die 3km rasant zurück, stellen unsere Zelte irgendwo auf und fallen nach einem kleinen Imbiss müde ins „Bett“.

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